Samstag, 15. Juni 2013

Schiri, Wechsel!

Wenn man so als Fußballfan vor dem Fernseher sitzt, dann erwischt man sich bei wiederholt schlechten Aktionen eines Spielers der Mannschaft, die man anfeuert, oft bei einem Zwiegespräch mit dem TV-Gerät. Der Wortlaut dieses sehr einseitigen Gesprächs varriert zwar je nach Aggressionspotential, das das Spiel bis dahin geboten hat, seine Essenz ist aber so gut wie immer diese:
Der Trainer sollte den Spieler dringendst auswechseln und wieso er das bis jetzt noch nicht gemacht hat entbehrt dem fachkundigen Fußballfan jedweder logischen Erklärung. 

Wechselt der Trainer den fraglichen Spieler dann irgendwann zu einem späteren Zeitpunkt, darf sich der Fußballfan freuen, dass seiner Bitte jetzt endlich (wenn auch verspätet) nachgekommen wurde und sich in dem Glauben wiegen, doch mehr Ahnung vom Fußball zu haben als derjenige, der da im Fernsehen auf der Bank sitzt. Man hätte ja auch locker hochbezahlter Profi-Trainer werden können, wenn man denn nur gewollt hätte.
Wechselt der Trainer den fraglichen Spieler nicht aus und dieser überzeugt dann doch noch mit guten Aktionen oder schießt vielleicht sogar noch ein Tor, dann wird das so elegant wie beharrlich totgeschwiegen. Für solche Entscheidungen ist der Typ, der da auf der Band sitzt, ja hochbezahlt.

Es ist also vielleicht ganz gut, dass jemand diese Entscheidungen trifft, der sich damit auskennt und nicht der Fan auf dem Sofa Zuhause. Oder etwa doch nicht? Ist der Fan manchmal doch klüger? Objektiver? Entscheidungsfreudiger?
Und wie sieht es mit der vielgepriesenen Schwarmintelligenz aus? Wenn Hunderte, Tausend Fans dafür sind, einen Spieler auszuwechseln  - müsste da dann nicht etwas dran sein?
Also: Bevor der Trainer ständig von den Fans kritisiert wird - wieso dann nicht gleich die Fans zum Trainer machen?

In diese Kerbe schlagen momentan einige Projekte im Amateur- und sogar im Profifußball. Sie lassen die Fans entscheiden. Über Aufstellung, Auswechslung, Transfers und vieles mehr. Mit unterschiedlichem Erfolg.

Dieser Blog handelt von solchen Projekten und wirft einen Blick darauf, wie sie funktionieren, wo die Stärken und Schwächen liegen und was das Ganze überhaupt soll. Denn eins ist ja eigentlich klar: "Trainer ist kein Idiot." Oder etwa doch?





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